Montag, 12. Oktober 2009

10.10. Kultur pur - Shu und das Noh

Nach dem Taifun gönnte ich mir mit Annika erstmal die geballte Noh-Power.

Kousuke, ein Bekannter, den wir vor einem halben Jahr auf dem Deutsch Gasshuku (sowas wie ein Deutschcamp - Japaner, die Deutsch lernen, verreisen gemeinsam und lernen weiter) kennengelernt haben, hat mich und uns andere Hallenser eingeladen, einen Noh-Workshop an seiner Uni zu besuchen.
Ich war begeistert und sagte gleich zu, Annika auch. Erik und Nami zierten sich noch (keine Zeit und kein Geld - Noh ist ja bekanntlich ziemlich teuer), wollten dann aber auch mit,nachdem Kosuke meinte, es sei kostenlos, plus eine japanische Bekannte von Erik.

Liane rief mich kurz vor dem Treffen an und meinte: "Erik ist krank und kann nicht kommen" und sie und Nami, die irgendwie auch noch mitkamen, fanden den Weg nicht...
Sodass Annika und ich erstmal die uns unbekannte Japanerin finden musste, die dann uns fand, dank Eriks Beschreibung: "Shu... Ähm... die hat weißblonde Haare!"
Kousuke konnte uns leider nicht vom Bahnhof abholen. Er war Helfer, konnte nicht weg, rief mich aber zweimal an und fragte, ob alles okay ist und wir den Weg finden konnten ^^ Und entschudligte sich jedes Mal dafür, dass er nicht kommen konnte.

Die Japanerin stellte sich als Tomomi vor und wir zockelten gemeinsam los.
Es war dann, als wir den Campus betraten, erstmal ganz schön weitläufig, aber das Finden des Verantstaltungsortes war nicht schwer.
In der Halle angekommen - übrigens fast alle Frauen semi-formell bis formell im Kostüm - wollten wir uns ein Stückchen hinten hinsetzen.
Aber Pustekuchen, nicht wir! Kousuke winkte uns, kaum dass wir reingegangen sind, zu sich und führte uns aus der hinteren Reihe an allen Leuten vorbei bis in die erste Reihe: Special Plätze firekt vor der Bühne!
Da leuchtete ich dann mit meinen Haaren vor mich hin und Annika und ich waren erstmal Baff.
...

Zum Noh:
Noh ist eine alte Form des japanischen Theaters, die Stücke gehen normalerweise ziemlich lange - über Stunden hinweg. Vielleicht kann man es als alte Form des Musicals von heute sehen, denn es wird gesungen und getanzt, aber auch gesprochen. Seit dem 14. Jahrhundert ungefähr gibt es diese Art von Spiel. Die Kostüme sehen aus wie meine Vorstellung des Genji Monogatari, die Menschen tragen Masken, zumindest die, die die Hauptcharaktere verkörpern und nicht der Chor an der Seite sind.


Oftmals tragen die Schauspieler Masken, der "Chor" am Rand wiederum nicht.
Interessant: In der Regel sind alles Männer - auch in den Frauenrollen! So war das früher nunmal.Immerhin dürfen wir es uns ansehen...

...















Links: Genji-Kostüm. Sowas hatte Kousuke an. Rechts: Eine Noh Maske. Hatte bei uns de Gottheit auf.


kyo-gen
Das sind kleine, kürzere Stückchen, die dazu da sind, dass das Publikum lacht. Zwischendurch ganz hilfreich, denn in einem Noh Stück passiet jetzt nicht so viel Spannendes, wie es schien. Bei uns tanzte zB ein Gott eine ganze Weile rum.
Diese Stücke sind Text, also es wird geredet. Es sind wenige Rollen, also so zwei oder drei, man muss sich also nicht erst in ein großes Beziehungsgefüge hineindenken. Und ja, auch dort sind alles Männer - auch die Frauen.

Unser Workshop ging also mit dem Kyo-gen los. Ein alter Mann und scheinbar sein Sohn unterwegs. Verstanden habe ich nicht viel, trotz Text auf dem Schoß.Ich nuss hab ja mein Wörterbuch vergessen. Aber allein schon wie sie sprachen, drückte einiges aus. Die Betonung war für mich malnchmal zum Schießen.
Nach dem Spiel kam der "Vater" nochmal auf die Bühne und wurde von dem Menschen, der uns durch das Programm führte, interviewt. Der "Vater" erklärte uns, wie wichtig die Stimme, die Betonung und die Gestik und so weiter ist. Einen Teil verstand man :)

Danach wurde noch einiges erklärt. Ich fand es sehr interessant, als es zu den Musikinstrumenten kam. Dort verstand man automatisch mehr, weil vieles auch an den Instrumenten gezeigt wurde. So braucht man wohl eine Flöte und zwei kleinere Handtrommeln. In Aufmachung und Material wurden sie uns erklärt, aber auch wie man sie spielt, inklusive einer kleinen Kostprobe. Die Flöte klingt so, wie man sie aus den alten Samuraifilmen immer an Tempeln hört: Sehr hoch und teilweise "schrill".
Die Trommeln... naja, begleitend zur Flöte aus den alten Samuraifilmen: Und die Männer "singen" dazu. Der eine Trommler (lispelte übrigens stark, ich hab kaum was verstanden, jedes s war ein f...) machte immer ein "Joooooooo". Hielt wach. Der andere machte ein "jep". Kein Scherz!

Hier ein Jooooooo - Kotsuzumi (so heißt die Trommel)



Höhepunkt war, als Kousuke als vorher ausgwählter Freiwilliger (er trug ein kleines Schildchen an seinem hemd mit der Aufschrift "Volontieer" - Freiwillier) auf die Bühne geholt wurde zum Kostümpüppchen spielen. Jetzt bekam das vorherige "Ja, ich muss nachher nochmal auf die Bühne" einen ganz anderen Sinn, denn ich dachte, er hilft was aufbauen... Pustekuchen!
Er war lebende Puppe, der die mehreren Lagen des Kostüms angezogen wurden. Scheinbar waren damals dicke Hintern in Mode, denn mit einer Lage extra-Stoff wurde der noch vergößert. In dem Kostüm sah man auch nicht, dass Kousuke noch einen anzug (ohen Jacke) drunter trug.

Schade nur, dass wir keine Fotos machen durften, denn grade von ihn hätte ich gerne eins gehabt *lach*
Lustig wurde es, als er grade leicht nach vorne gebäugt stehen sollte. Japaner haben irgendwie kein Körpergefühl - anders kann ichs mir nicht erklären, dass es trotz andauernden Ziehen udn Drücken von Seiten der einkleidenden Herren nicht ging und das Publikum sich sehr amüsierte.
Als Kousuke mit dem Kostüm gehen musste, erst recht. Er möge es mir verzeihen, aber es lag nur an dem Kostüm! Aber er ging wie ein Hahn...

Dann kam das eigentliche Noh-Stück, was mit 30 Minuten zu den Kürzeren zählte. Das reichte auch, denn es passierte nicht viel mehr als dass ein Gott eine Weile tanzte und den Fächer schwang, dessen Bewegungen sich dann immer wieder weiderholten. Sie erzähltn wohl eine Geschichte, die wir nicht verstanden. Und der Gesang der Männer an der Seite wiederholte sich auch wie die Trommeln in einem schweren Rhytmus. Auf Dauer musste man sich doch arg wach halten...

Damit man mal sieht, was das jetzt eigentlich ist: Hier ein relativ "lebhaftes" Spiel mit mehr Sounds, Gesang udn Co:



Ja, nach 2 Stunden war dann auch der Workshop zu Ende und ich fühlte mich eine Menge schlauer. Irgendwie war es auch interessant!

Ach so, die Fotos vom Campus will ich euch nicht enthalten. DA durften wir knipsen xD

4 Kommentare:

  1. Cooler Campus...aber Kousuke als Noh-Puppe, das hätt ich zu gern gesehen!! XD Muss geil gewesen sein. :)

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  2. Ich war wirklich krank! Hatte 37,6° Fieber und Husten. Wollte ja niemanden anstecken, geschweige denn zu Flöten (Shakuachi übrigens) und Trommeln husten.

    Hat mich ja auch geärgert, dass ich euch nicht sehen konnte...

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  3. klingt auf jeden fal interessant!!

    das mit dem kostüm fand ich echt geil XD ich konnte es mir irgendwie bildlich vorstellen

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  4. Huhu^^

    Erik: Sorry, das klingt echt ein wenig missverständlich. Sollte ein Zitat sein. HAbs nun so umgeschrieben, wie ich es in der Bedeutung schreiben wollte ^^

    @all: Jupp, Kousuke als Noh-Puppe war schon niedlich *lach* Mit diesen wallenden Gewändern würden wir wohl alle niedlich aussehen...

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